Drachen steigen gegen den Wind: Jetzt Opportunitäten nutzen!

Die Pandemie fordert insbesondere auch den unternehmerischen Mittelstand. Aber Hand aufs Herz - KMUs sind es gewohnt, Herausforderungen unternehmerisch anzugehen. Statement von Carl A. Ziegler, Präsident Verband swiss export im swiss export Journal 2/21.

Carl A. Ziegler, Präsident swiss export

Das vergangene Jahr hat Herausforderungen für jeden gebracht. Das hat angefangen mit Social Distancing, Homeoffice und dem Wegfall von Möglichkeiten, Kunden zu treffen. Das ging weiter mit gestörten Supply Chains, welche zu Liefer- und als Folge Produktionsengpässen führten. Und das hörte nicht auf mit pandemiebedingt geschlossenen Geschäften und abgesagten Veranstaltungen.

Herausforderungen unternehmerisch angehen

Die vielschichtigen Herausforderungen in Zeiten der Pandemie fordern insbesondere auch den unternehmerischen Mittelstand. Aber Hand aufs Herz – KMU sind es gewohnt, Herausforderungen unternehmerisch anzugehen. Da steckt viel Herzblut im Unternehmen, explizit auch da, wo es eigentümergeführt ist.

So ist es kein Wunder, dass in diesen Zeiten eine grosse Dynamik entsteht. Es werden kreative Lösungen entwickelt und neue Wege gesucht. Auch der Aussenhandel kann hier für den Schweizer Mittelstand neue Möglichkeiten bieten. Vergessen Sie nicht: Wir haben in diesem Jahr der hyperbeschleunigten Digitalisierung innerhalb kurzer Zeit Entwicklungsschritte gemacht, die sonst vermutlich viel länger gebraucht hätten.

Unter Druck entsteht Neues

Nicht alles ist perfekt. Es wird auch nicht alles überleben, woran wir uns gewöhnt haben. Aber wie ein chinesisches Sprichwort sagt: Drachen steigen gegen den Wind. Wir haben die Chance, dass unter Druck etwas Neues und Besseres entsteht. Schliesslich kann uns all das weiterbringen, was wir in diesen Monaten unter so unerwarteten Umständen getan haben.

Natürlich haben wir auch vorher wirtschaftlichen Druck gespürt. Aber vielleicht erkennen wir erst retrospektiv, dass wir uns eigentlich in einer Komfortzone befunden haben. Nun wurden wir ihr gewaltsam entrissen.

Gestärkt aus der Krise kommen

In der Schweiz haben wir das Glück, dass mit den staatlichen Mitteln bisher vernünftiger umgegangen worden ist als andernorts. Wir sollten an dieser Grundhaltung weiter festhalten, um falsche Anreize zu vermeiden. Denn jeder Eingriff des Staates in die Marktwirtschaft, sei es durch Einschränkungen oder durch finanzielle Hilfeleistung, beeinträchtigt den freien Markt und führt zu unkontrollierbaren Fehlallokationen der Mittel.

Wie gut es uns nach der Krise geht, wird massgeblich durch die Dynamik und die Kreativität unserer Wirtschaft bestimmt. Veränderungen geschehen jedoch nur unter Druck. Hier wird sich zeigen, wie gesund unsere Wirtschaft ist – ob sie sich an den Staat anlehnt oder im Gegenteil bereit ist, sich den neuen Begebenheiten zu stellen und Lösungen zu suchen.

Die Schweiz ist das innovativste Land der Welt. Ich bin überzeugt, dass sie mit ihrer von vielfältigen KMU getragenen Wirtschaft, mit ihrer soliden Bildungsbasis und ihrer positiven Aussenhandelsbilanz die Opportunitäten finden und nutzen wird, um gestärkt aus dieser Krise zu kommen.

swiss export Journal 2/21