Südkorea: Ein Markt mit viel Potenzial

Statement von Dagmar Schmidt Tartagli, Schweizer Botschafterin in der Republik Korea im swiss export Journal 3/22.

Dagmar Schmidt Tartagli, Schweizer Botschafterin in der Republik Korea

Südkorea hat in Europa und in der Schweiz dank seiner Softpower stark an Bekanntheit gewonnen – K-Beauty, K-Pop, K-Drama sind in aller Munde.

Doch Südkorea hat viel mehr zu bieten als Softpower. Das Land hat sich in nur wenigen Jahrzehnten von einem armen Agrarstaat zur zehntgrössten Volkswirtschaft und zum achtgrössten Exporteur weltweit entwickelt. Insbesondere in den Bereichen Elektronikgüter und Schiffbau zählt Korea zu den wichtigsten Industrienationen. Dies nicht zuletzt dank der starken Nachfrage nach Halbleitern.

Die Schweiz und Südkorea pflegen diplomatische Beziehungen seit 1963 und haben geteilte Stärken und Grundwerte: Demokratie, eine freie Marktwirtschaft, Innovation und industrielle Diversität.

Bilaterale Handelsbeziehungen

Südkorea ist für die Schweiz mit einem Exportvolumen von 3,2 Milliarden* CHF im Jahr 2021 der sechstwichtigste Exportmarkt in Asien. Seit 2006 hat sich das Freihandelsabkommens EFTA-Korea positiv auf die Handelsbeziehungen ausgewirkt und führte zu einem Handelsvolumen von knapp 5,1 Milliarden* CHF im letzten Jahr. Die wichtigsten Exportgüter aus der Schweiz sind Pharmazeutika, Uhren und Maschinen; die Schweiz hingegen importiert vorwiegend Pharmazeutika und Personenwagen aus Südkorea. Vor dem Hintergrund der Pandemie haben insbesondere Pharmaprodukte mit über 50 Prozent des Gesamtimport­volumens den grössten Anteil der Importe ausgemacht.

Südkorea als attraktiver Exportmarkt

Südkorea wird in der Exportstrategie vieler Firmen noch vernachlässigt – ein Grund dafür ist sicherlich auch die geografische Lage zwischen den beiden wirtschaftlichen Schwergewichten Japan und China. Dies vielleicht zu Unrecht, denn Südkorea ist eines der fortschrittlichsten Länder der Welt, was Technologie und Innovation angeht, und weist ein hohes Wachstumspotenzial auf. Südkoreas Stärke findet sich in den Industrien Automobil, Maschinenbau und Elektronik. Die globale Reichweite der lokalen EPCs** macht das Land zu einem attraktiven und strategisch wichtigen Zielmarkt für Schweizer Unternehmen. Mit einer Bevölkerung von knapp 50 Millionen ist die Marktgrösse überschaubar. Es soll jedoch nicht vergessen werden, dass viele koreanische Grosskonzerne weltweit tätig und somit Teil der globalen Wertschöpfungskette sind. Eine Zusammenarbeit mit koreanischen Unternehmen kann somit indirekt Türen zum globalen Markt öffnen.

60-Jahre-Jubiläum der diplomatischen Beziehungen

Im Jahr 2023 feiern wir das 60-Jahre-Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen der Schweiz und Südkorea. Im Mond­kalender markieren 60 Jahre das Ende eines Zyklus und den Beginn eines neuen, weshalb der Zahl sechzig in der koreanischen Kultur eine grosse Bedeutung beigemessen wird. Das Jubiläumsjahr wird eine Plattform zum weiteren Ausbau und zur Stärkung der Beziehungen in allen Bereichen bilden. Von Innovation, Wirtschaft, Nachhaltigkeit bis hin zu Kunst und Architektur werden wir uns gemeinsam mit unseren koreanischen Partnern dafür einsetzen, das gegenseitige Interesse zu fördern und die institutionellen Beziehungen weiter zu stärken. Besonders auch für Schweizer Exporteure kann dies eine Chance sein, den koreanischen Markt besser kennenzulernen. Wir freuen uns darauf, viele Vertreter aus der Schweizer Wirtschaft hier in Südkorea willkommen zu heissen.

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* ohne Gold in Barren und andere Edelmetalle, Münzen, Edel- und Schmucksteine sowie Kunstgegenstände und Antiquitäten. Quelle: Swiss-Impex

**Abkürzung für: Engineering, Procurement and Construction (Deutsch: Detail-planung und Kontrolle, Beschaffungswesen, Ausführung der Bau- und Montagearbeiten) Der Begriff bezeichnet eine im internationalen Bauwesen und dort speziell im Anlagenbau übliche Form der Projektabwicklung und Vertragsgestaltung, bei welcher der Auftragnehmer als Generalunternehmer/Generalübernehmer auftritt.